Clemens Meyer, Die Projektoren

Coverbild
Image
Zwei Bildteile oben und unten mit jeweils stilisierten Gebirgen im Collagenstil.
Buchtitel
Die Projektoren
Autor:in
Clemens Meyer
Verlag
S. Fischer Verlag
Erscheinungsjahr
2024
Preis
36,00€

Ich halte „Die Projektoren“ für das mit großem Abstand beste Buch des Jahres . Es ist große Literatur und jede Zeile des 1000 Seiten Buches lohnt sich!
Dieses epische Werk hat viele verschiedene Handlungsebenen, viele unterschiedliche Protagonisten und es geht über einen großen Zeitraum hinweg.
Wir erfahren sehr viel über das Land, das früher Jugoslawien hieß, über Karl May, über das Kino (bei den Projektoren handelt es sich um Filmprojektoren), über Wild-West-Filme, über Pierre Briece und Lex Barker und wer noch nicht wusste, dass diese Filme alle in Jugoslawien spielten, weiß es spätestens jetzt.
Wir tauchen aber auch ein in eine Nervenheilanstalt in Leipzig, wo die „Doctores“ beispielsweise auch Karl May behandelt hatten, und wir lernen junge Neonazis so wie auch alte Nazis in Deutschland kennen.
Eine Hauptfigur ist ein ehemaliger Partisan, der wegen seines roten Halstuchs immer nur der „Cowboy“ genannt wird und unfreiwillig in ein kleines Dorf im Velebit Gebirge verpflanzt wird, wo er zusammen mit einem nahezu stummen Schäfer in einer Hütte lebt. Dort verliebt er sich in eine verheiratete Frau, deren Söhne im Verlauf des Romans noch eine größere Rolle spielen sollen. Er verdient sein Geld als Schauspieler, als Komparse bei Winnetou Filmen, später erleben wir ihn auch in ganz anderen Zusammenhängen, etwa als Autor von Wildwest-Heftchen in Deutschland.
Ich bewundere Meyers große Kunst, einen so gewaltigen Roman perfekt durchzukomponieren. Er versteht es, uns Lesende sowohl zu fesseln wie auch auf abschweifende Nebenwege mitzunehmen, die nie langweilen.
Selbst wenn sich jemand von der Thematik erst einmal nicht so angesprochen fühlt, dem kann ich versichern, dass das schnell vorüber geht, wenn man das Buch erst einmal beginnt. Die Charaktere, die Meyer beschreibt, gewinnen sofort an Lebendigkeit, die zeitgeschichtlichen Aspekte beschreibt er hochinteressant und der Stil ist faszinierend.