Blanche de Rigny mag keine gesunden Beine haben, aber sie verfügt über andere Ressourcen. Mit deren Hilfe gräbt sie die Geschichte ihres verträumten Vorfahren Auguste de Rigny aus. Und stellt fest, dass sich der Wert eines Menschenlebens seit den Gemetzeln von 1870 nur geringfügig verändert hat. Die aktuelle Schieflage ist global, dazu die drohende Klimakatastrophe: Man muss etwas tun! Blanche macht sich schlau und greift zu eigenwilligen Mitteln …
Ausgezeichnet mit dem Prix du Roman Noir historique
Bewährt provokant und stachelig erzählt Hannelore Cayre in ihrer Badass-Komödie vom Gesetz des Geldes, der Rebellion der Freaks, von Elitenbildung und Klassenkampf. Sie spinnt den Faden zum Deutsch-Französischen Krieg und zur Niederschlagung der Pariser Commune, beleuchtet die Gründung riesiger Vermögen im 19. Jahrhundert und ihre verheerenden Wirkungen bis in unsere grell glitzernde Gegenwart.
Kommentar der Verlegerin:
Reichtum verpflichtet ist ein sehr trockener schelmischer Noir mit tollen historischen Kapiteln, die ins Paris von 1870 entführen. Wer aufpasst, kriegt ganz nebenbei mit, wie sich im 19.Jahrhundert riesige Vermögen gründen, deren Erbnachfolger heute im globalen Maßstab agieren und wesentlich mehr Macht haben, als gut für den Planeten ist. Reichtum verpflichtet ist aber auch wie sein furioser Vorgänger Die Alte ein anarchisches Jetztzeit-Märchen, in dem eine Art Pechmarie kurzerhand beschließt, dass die herrschenden Regeln für sie nicht gelten, und mal zeigt, was dann alles so geht. Denn rein körperlich mag der aufrechte Gang ihr schwerfallen, aber mental steht Blanche de Rigny kerzengerade, zumal mit ihrer radikalen Gefährtin Hildegarde an der Seite … Mit Humor, Hellsicht und Hintersinn erzählt die Strafverteidigerin, Autorin und Filmemacherin Hannelore Cayre ihre erzrealistischen Grotesken so lässig aufrührerisch, dass ich mir nur noch wünschen kann, ihre Heldinnen würden Wirklichkeit. Else Laudan
Hannelore Cayre, Die Alte
Wie kommt eine alleinerziehende Mutter und Übersetzerin fürs Drogendezernat dazu, die rote Linie zu überschreiten? Ganz einfach: Sie entführt einen Berg Haschisch aus einem Transporter - leichten Herzens, ohne Zerknirschung oder Entsetzen. Und sie wird "Die Alte".
Hannelore Cayre, Jahrgang 1963, arbeitet als Strafverteidigerin in Paris. Die Autorin von bisher fünf Romanen betätigt sich zudem als Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin. Früher war sie Finanzchefin bei einer Filmproduktionsfirma. Irgendwann langweilte sie das Finanzwesen, die Juristerei hingegen faszinierte sie zunehmend. Cayre spezialisierte sich auf Strafrecht und wurde Pflichtverteidigerin. »In Créteil arbeitet man als Strafverteidigerin mit und in dem Milieu, das aus der Immigration entstanden ist«, sagt sie und nennt dieses Milieu faszinierend und spannend. Ein schwerer Unfall, nach dem sie beinahe querschnittgelähmt war, konnte ihre Energie, ihr Engagement für ihre Klientel und ihren genauen Blick für die tragikomischen Seiten ihres Berufs nicht schmälern. Für »Die Alte« erhielt sie den Prix du polar européen und den Grand Prix de littérature policière. Sie schrieb auch das Drehbuch für den eben entstandenen Kinofilm mit Isabelle Huppert als Patience Portefeux.