R.J. Palacio, White Bird - Wie ein Vogel

Coverbild
Image
Es sind kleine Blätter im Hintergrund zu sehen, die um die Silhouette eines fliegenden Vogels herum verteilt sind.
Buchtitel
White Bird - Wie ein Vogel
Autor:in
R.J. Palacio
Übersetzer:in
André Mumot
Verlag
Carl Hanser Verlag
Erscheinungsjahr
2023
Preis
19,00€

Eine Rezension von Maryam Wetzel

Die 13-jährige Sara lebt ein friedliches und ausgefülltes Leben in Aubervilliers-aux-Bois, einer kleinen Stadt in Frankreich. Ihre Eltern sind angesehen, sie hat viele Freunde und ein wunderschönes Zuhause, bis im Frühjahr 1943 in der eigentlich freien Zone, in der sie lebt, Soldaten einmarschieren, die an Saras Schule alle jüdischen Kinder mitnehmen wollen. Sara gelingt es zu fliehen. Mithilfe ihres Mitschülers Julien, der durch eine Polio-Erkrankung gekrümmte Beine hat und Krücken verwenden muss, bringt sie sich vorerst in Sicherheit. Julien wurde einerseits wegen seiner äußerlichen Erscheinung und andererseits wegen seiner ärmlichen Herkunft in der Schule immer wieder, auch von Sara, gemobbt, was sie später bitter bereut.

Für die nächsten Monate versteckt sich Sara in der Scheune Juliens Eltern hinter einer Mauer aus Stroh. Sie lebt dort in ständiger Angst, entdeckt zu werden. Auch ihre Eltern vermisst sie. Das einzige was sie in dieser schweren Zeit aufheitert, ist die immer stärker werdende Freundschaft zwischen ihr und Julien. Kann diese Verbindung zwischen den beiden wirklich alles überstehen? Auch, wenn es um Geheimnisse, Gefahr und sogar Tod geht?

„White Bird“ ist eine inspirierende Geschichte, in der wichtige Themen wie Mobbing, Vorurteile, Leben im Krieg und Antisemitismus angesprochen werden. Ich finde es interessant, zu lesen, wie die Hauptperson Sara im Laufe des Buches immer erwachsener wird, rationalere Entscheidungen trifft und ihre Handlungen für mich immer verständlicher werden. Von der Sprache her ist die Geschichte sehr angenehm und einfach zu lesen und die Illustrationen alle paar Seiten helfen, sich die Charaktere und Schauplätze besser vorzustellen. Der Aufbau, bei dem es zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechselt, lässt sich super lesen.
Jedoch finde ich, dass manche Stellen bzw. Szenen ein wenig zu übertrieben beschrieben werden. Es grenzt schon fast an das Übernatürliche, wie Sara Juliens Tod erzählt. Die Protagonistin sieht, wie Juliens Seele „frei wie ein Vogel und befreit von seinem Körper beginnt, zu fliegen“. Außerdem finde ich den letzten Satz, indem die Autorin beschreibt, wie Saras Herz „vom Boden abhebt und beginnt, zu fliegen“ ebenfalls ziemlich überspitzt.
Im Großen und Ganzen kann ich das Buch trotz einiger meiner Meinung nach überzogenen Formulierungen sehr empfehlen, vor allem für Jugendliche, die mehr über das Leben im 2. Weltkrieg erfahren wollen, aber natürlich auch für Erwachsene, die interessiert sind. Die Geschichte ist einfach zu lesen, sehr bewegend und eine Achterbahn der Gefühle, wobei es von Traurigkeit über pures Glück bis zu Isolation und Einsamkeit geht. Saras Geschichte ist sowie hoffnungsvoll als auch herzzerreißend, weshalb ich sie sehr empfehlen kann.